Winkt mich die Gertrud, ne Nachbarin aus unserer Straße,
neulich nach dem Einkaufen ganz aufgeregt zu sich. Ihr Vorgarten ist ja ihr
ganzer Stolz. Jedenfalls ich da so mit meinen schweren Taschen, aber sie ganz
aus dem Häuschen, wolle mir unbedingt die neuen Blumen zeigen, die sie im
Versand gekauft hatte und gerade frisch eingepflanzt. Das waren dann wieder mal
so moderne Züchtungen mit ganz dichten geschlossen Blüten. Sooooo schön, hat
sie mir vorgeschwärmt. Eigentlich wollte sie ja gar nicht, das ich was sage,
sondern nur vor Ehrfurcht und Begeisterung ihre Blütenpracht bewundere, aber
wie ich mich so umschaue unter ihrer Führung, da gibt es kaum noch eine Blüte,
die nicht über und über mit Blütenblättern geschlossen ist, man sieht nirgend
wo mehr einen Blütenboden. Rosen, Tulpen, Primeln, Ringelblumen und was weiß
ich noch alles. All die schönen heimischen Blütenpflanzen kaum noch wieder zu
erkennen. Eine Hummel hab ich ihn ihrem Garten gesehen, verzweifelt auf der
Suche nach einer einzigen der vielen bunten lockenden Blüten in die sie sich
hinein quetschen könnte um etwas Nektar zu finden.
„Weißt du,“ hab ich da zu Gertrud gesagt, „Weißt du eigentlich, was das für die armen Tiere bedeutet, wenn du nur noch solche Blumen hast? Wie sollen dann Bienen und Hummeln und Schmetterlinge an ihre Nahrung kommen, wenn keiner mehr richtige Blumen hat? Mein Opa, der hatte früher Heckenrosen – ja, genau, die stachligen mit den Hagebutten im Herbst – und die haben nicht nur wunderschön geduftet und hatten eine schlichte Schönheit mir ihrem einfachen Kranz von Blütenblättern, die waren im Sommer auch voller Hummeln und Bienen. Das war ein richtiges Festmahl.“ Aber das wollte die Gertrud nun gar nicht hören. Was sie denn die Hummeln kümmern würden und da draußen gäbe es ja noch genug Blüten, die müssten auch nicht in ihren Garten kommen. „Also,“ hab ich es da noch mal versucht, „Also erstens gib es da draußen nicht genug Blüten, weil zwischen den Feldern keine Hecken mehr stehen und zwischen den Häusern nur Gärten wie deiner, und wenn dich schon die Hummeln nicht interessieren, was ist mit den Bienen? Wenn du Honig willst, brauchen die Bienen auch Futter“. Da wollte ich an ihre ganz praktische Seite appellieren, weil die Umwelt ihre ja keine so wichtiges Thema schien. Aber das hat sie mir doch glatt gesagt: „Ich kaufe sowieso den Honig aus Brasilien, der ist viel billiger.“ Da bin ich dann doch etwas deutlicher geworden.
„Weißt du,“ hab ich da zu Gertrud gesagt, „Weißt du eigentlich, was das für die armen Tiere bedeutet, wenn du nur noch solche Blumen hast? Wie sollen dann Bienen und Hummeln und Schmetterlinge an ihre Nahrung kommen, wenn keiner mehr richtige Blumen hat? Mein Opa, der hatte früher Heckenrosen – ja, genau, die stachligen mit den Hagebutten im Herbst – und die haben nicht nur wunderschön geduftet und hatten eine schlichte Schönheit mir ihrem einfachen Kranz von Blütenblättern, die waren im Sommer auch voller Hummeln und Bienen. Das war ein richtiges Festmahl.“ Aber das wollte die Gertrud nun gar nicht hören. Was sie denn die Hummeln kümmern würden und da draußen gäbe es ja noch genug Blüten, die müssten auch nicht in ihren Garten kommen. „Also,“ hab ich es da noch mal versucht, „Also erstens gib es da draußen nicht genug Blüten, weil zwischen den Feldern keine Hecken mehr stehen und zwischen den Häusern nur Gärten wie deiner, und wenn dich schon die Hummeln nicht interessieren, was ist mit den Bienen? Wenn du Honig willst, brauchen die Bienen auch Futter“. Da wollte ich an ihre ganz praktische Seite appellieren, weil die Umwelt ihre ja keine so wichtiges Thema schien. Aber das hat sie mir doch glatt gesagt: „Ich kaufe sowieso den Honig aus Brasilien, der ist viel billiger.“ Da bin ich dann doch etwas deutlicher geworden.
Ob sie denn überhaupt nicht nachdenken würde und dass es
wichtig sei die Imker hier zu unterstützen, weil nur so die Bienen hier
unterstützt werden und dass wir ohne Bienen und auch all die anderen Insekten,
keine Bestäubung der Obstbäume und vieler anderer Nutzpflanzen mehr hätten und
dass überhaupt jede Pflanze ihren Nutzen hätte und jedes Tier, auch wenn wir es
nicht so mögen, weil es in den Kreislauf gehört und weil ohne den funktionierenden
Kreislauf bald garnichts mehr funktioniert und wir am Ende alle verhungern,
weil wir nur noch sterile, unfruchtbare, genmaniuplierte, verkrüppelte Nutz-
und Zierpflanzen haben, die teuer von Konzernen gekauft werden müssen und nur
mit teuren Giften überleben, die ebenfalls von diesen Konzernen kommen und dass
wir wegen so gedankenloser Menschen wie ihr noch alle verhungern würden, wie
das in so vielen Ländern der Welt schon der Fall ist, verhungern auf unserer
Mutter Erde, die uns alles frei Haus liefern könnte und immer bisher getan hat,
wo selbst in kargen Regionen noch angepasste Pflanzen sind, die der Mensch zum
Überleben nutzen kann, die robust sind und den Bedingung angepasst. Aber nein,
wir müssen ja alles zerstören, verändern und ausrotten, die einen aus Geldgier
und die andern, wie Sie, aus Ignoranz und Dummheit, weil es „schöner“ aussieht.
Na gut, da war ich etwas hart mit ihr, ich hatte wohl gerade nicht meinen besten Tag. Sie hat auch einen Monat kein Wort mehr mit mir gesprochen. Aber damit kann ich auch leben. Ich jedenfalls freue mich über meine einfachen, in ihren Augen vielleicht mickrigen Blumen und den Löwenzahn im Rasen, weil die Bienen und Hummeln es lieben und es einfach ein Stück natürliche Vielfalt ist.
Na gut, da war ich etwas hart mit ihr, ich hatte wohl gerade nicht meinen besten Tag. Sie hat auch einen Monat kein Wort mehr mit mir gesprochen. Aber damit kann ich auch leben. Ich jedenfalls freue mich über meine einfachen, in ihren Augen vielleicht mickrigen Blumen und den Löwenzahn im Rasen, weil die Bienen und Hummeln es lieben und es einfach ein Stück natürliche Vielfalt ist.